Das Symbol des römischen Brunnens
Die Psychopädie arbeitet mit Gleichnissen.
So ist beispielsweise der römische Brunnen mit seinen drei
verschieden großen Schalen die Versinnbildlichung der fließenden Energie des Lebens.
Konrad Ferdinand Meyer hat das in seinem Gedicht „ Der römische Brunnen“ sehr treffend ausgedrückt:
Aufsteigt der Strahl. Und fallend
gießt er voll der Marmorschale Rund,
die sich verschleiernd, überfließt
in einer zweiten Schale Grund;
die zweite gibt, sie wird zu reich,
der dritten wallend ihre Flut.
Und jede nimmt und gibt zugleich
und strömt und ruht.
Die drei verschieden großen Schalen haben folgende Bedeutung:
Die erste und oberste Schale symbolisiert das Ich.
Sie ist zwar vom Umfang her am kleinsten
und somit in der Hierarchie des Gesamtbrunnens am unbedeutendsten.
Dennoch kommt sie an erster Stelle.
Wenn die Ich-Schale komplett mit Wasser (Liebe) gefüllt ist,
läuft sie über in die zweite, nächst größere Schale,
die Du-Schale. Diese steht als Sinnbild für die Nächstenliebe.
Wenn diese wiederum gefüllt ist, fließt das Wasser in die 3. Schale, genannt die Schöpferschale.
Sie ist die Quelle für die erste Schale.
Das unaufhörliche Fließen des Wassers steht hier für die Energie des Lebens,
als die alles erfüllende Liebe Gottes.
Übertragen auf den psychisch gesunden Menschen
bedeutet dieses Bild des römischen Brunnens folgendes:
Der Mensch sollte zuallererst mit sich selbst im Reinen sein,
sollte sich selbst lieben und Liebe geben,
um diese Liebe dann auf seinen Nächsten in Form von Nächstenliebe
erfolgreich übertragen zu können. Erst wenn seine Schale,
die Ich-Schale, voller Liebe ist, kann diese Liebe in die zweite Schale darunter,
die Du- Schale, überfließen. Wenn diese Schale ihrerseits voll ist,
fließt die Liebe wieder zurück zu Gott,
dem Ursprung und Ziel aller Liebe.